Mittwoch, 8. September 2010

Montefalco

Panorama mit Blick auf Assisi

Links das Hotel. Um Mitternacht: Terremoto! Ein oder zwei Sekunden. Ich schlafe schlecht, bin wach, also bemrke ich, daß der ganze Palazzo wackelt; der Hotelier hat nix gemerkt, aber wir sind uns einig, daß die Gegend schon ein bisserl Erdbebenneigung hat. Fünf Minuten später kommt er breit lächelnd. Si. Es gab ein Beben, kurz und schwach. Epizentrum war Montefalco. Da hab ich grade meine zweite Nacht geordert. Vielleicht sollte ich heute eine Schlaftablette nehmen. Montafalco liegt sowas von 'oben', mehr geht einfach nicht. Vom Hauptplatz, an dem ja auch das Hotel liegt, gibts nur abwärtsführende Gassen.

Am Morgen gibt’s Nebel in den Hügel, als ich mich die Kurven durch und oberhalb von Bolsena zwänge. Es ist tief herbstlich. Die Straße fast leer, mal Schafe auf der Weide, mal eine schöne Pinienallee, ehe Orvieto auftaucht. Für diesen Blick hat man in einer Kehre einen monumentalen Aussichtspunkt errichtet, mit Weinbar, sinnigerweise, aufwendiger Bepflanzung, Touristeninformationen.
Ich habe keine Lust auf Orvieto, also kurve ich drumrum und mache mich in Richtung Todi auf den Weg. Da muß man einen endlosen Stausee entlang, auf einer kurvenreichen Straße, die immer höher durch die Wälder quert. Ich beschließe, in Todi Halt zu machen, weil ich mich kaum noch an den einen (?) besuch dort erinnere. Als ich einen Parkplatz gefunden habe und durch das Stadttor gehe, weiß ich, wo ich bin: in der Stadt mit der endlosen Straße. Man geht und geht und steigt und steigt, man hat den Dom vor sich, aber man kommt nie hin. Ich auch nicht, denn es beginnt zu regnen und ich habe einen kleinen Hunger. Ab in die nächste Bar und dann umgedreht.
Offenbar rechnet entlang dieses unendlichen Corso niemand mit Touristen, es gibt wenige Geschäfte, und wenn, solche für den Alltag einheimischer Kunden.
Ich such mir den besten Weg in Richtung Bevagna und Montefalco, noch ohne mich für ein Ziel entschieden zu haben, und denke mir, auch der Ort mit dem sprechenden Namen ‚Bastardo’ wär doch mal wieder was; hier waren wir öfter in der Nähe am Landhaus von K. zu Gast und frequentierten dieses Bastardo, das in der Tat so anziehend ist, wie sein Name. Aber es gab hier einen schönen Wochenmarkt, ein passables Kaffehaus, einen Fleischer und ein Lebensmittelgeschäft, wo die freundliche Frau auf meine Frage nach Basilikum, ihren Laden durch die Hintertür verließ, um in ihrem Gärtlein, frischen zu pflücken.
Aus Bastardo wurde nichts. Es wurde immer düsterer mit den Wolken und ich versuchte mich in meteorologisch-automobilistischen Berechnungen, wer schneller ist, ich oder die Regenfront. Es war die Regenfront. Es schüttete ganz unglaublich und bei Regen kam ich in Montefalco an. Dort gibt’s inzwischen am Hauptplatz ein luxuriöses Hotel, grade noch vertretbar für meine virtuelle Reisekasse, aber das passte. Ab und zu muß mal Luxus sein und Ausspannen.

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